Betrachtungen zur Work-Box - Carlfriedrich Claus. Herausgegeben von Christian Baumert.

Gebraucht, aber gut erhalten. - In seiner WORK-BOX hat Carlfriedrich Claus 1991 Arbeiten versammelt, die den Entwicklungsgang seines Schaffens spiegeln und das Gesamtwerk zur Quintessenz konzentrieren. Nach dem Willen des K�nstlers soll die WORK-BOX nicht nur ein Aggregat des Erreichten sein; sie soll in die Zukunft weisen und dem Betrachter/ Benutzer als Arbeitsinstrument eigener Erkundungen und Erkenntnisse dienen. Wer also, wie Christian Baumert es in der hier vorliegenden Studie unternimmt, die WORK-BOX durchforscht, erh� exemplarischen Einblick in Woher und Wohin eines einzigartigen Lebensexperiments. Christian Baumert legt zun�st eine pr�se Bestandsaufnahme und Beschreibung des Inhalts und Aufbaus der WORK-BOX und der Beschaffenheit ihrer Teile vor. Die detaillierte und sorgsam illustrierte Darstellung erf�llt die Anspr�che einer wissenschaftlichen Werkmonographie. Als Leitfaden dient die Frage, wie Claus das Material seiner WORK-BOX strukturiert und mit einer Apparatur versieht, die dem Rezipienten, dem Leser-Betrachter, eine aktive Form der Ingebrauchnahme erm�glicht. "Diaphanie", dies ist Baumerts wichtigste Erkenntnis, kann als Grundwort im Schaffen von Claus gelten; seine Transgressionen betreibt er im Medium derTransparenz. Claus will die K�nste - bildende Kunst, Literatur und Musik (akustische Kunst) -durch seine skripturalen Verfahrensweisen f�reinander durchsichtig machen. Im Ergebnis dieser Arbeit verr�ein sich die Gebilde. Aber das Geheimnis, das sich mit der Grenzverwischung einstellt, ist nicht Selbstzweck, sondern Ausgangspunkt einer Anstrengung des Sehens, Lesens, H�rens, der sich nun auch der Leser im Blick auf die r�elvolle Objektwelt auszusetzen hat. Erstmals und konsequent erschlie� Baumert die werkgeschichtliche Weiterentwicklung der fr�hen poetischen Texte von Claus aus dem Hinzutreten der Transparenz als zentraler Arbeitsfl�e. Der "diaphane Dreischritt" von den auf Transparentpapier �bertragenen ,klanggebilden' �ber die ,Letternfelder' zum beidseitig beschrifteten ,Sprachblatt' und zum ,Sprachblatt-Kombinat' ist in der WORK-BOX dokumentiert. Was Baumert schon an den klang-gebilden auf eine Weise exponiert, die ich ,zarte Pr�sion' nennen m�chte, entfaltet er immer souver�r und differenzierter an den "koartikulatorischen" (Lese-)Prozessen der abstrakt-lettristischen Phasenmodelle und schlie�ich am Geschichtsphilosophischen Kombinat. . Die WORK-BOX von Carlfriedrich Claus ist - dies die Pointe der Arbeit - ein interaktiv konstruiertes Buch. Der Buchk�nstler Baumert ist mit dieser These in seinem Element und kann sie deshalb mit zahlreichen Beobachtungen am "Experimentalstudio" der WORK-BOX st�tzen. Nie erliegt er der Versuchung, die kosmischen Schriftlandschaften, die aus ihr aufsteigen, auf altbekannte Begriffe abzuziehen. So wird er einer Forderung gerecht, die Friedrich Schlegel einst an Goethes zu seinerzeit unerh�rtem Roman Wilhelm Meisters Lehrjahre aufstellte: "Denn dieses durchaus neue und in seiner Art einzige Buch, welches man nur aus sich selbst verstehen lernen kann, nach einem aus Gewohnheit und Glauben, aus zuf�igen Erfahrungen und willk�rlichen Forderungen zusammengesetzten und entstandenen Gattungsbegriff beurteilen: das ist, als wenn ein Kind Mond und Gestirne mit der Hand greifen und in sein Sch�telchen packen will." (Geleitwort von G�nther Peters) ISBN 9783865834508