VON DER MANIPULIERBARKEIT DES MYTHOS Der Paris/Helena-Mythos Bei Ovid (Her. 16/17) Und Baudri Von Bourgueil (Carm. 7/8) Fine

Mythos generell und der Troja-Mythos im besonderen, der sich vor allem um die Gestalten von Paris und Helena rankt, war immer schon offen fьr unterschiedliche Deutungen, konnte daher auch fьr die Vermittlung politischer oder ideologischer Botschaften „maniuliert“ werden. In diesem Buch werden zwei unterschiedliche und doch vergleichbarte Beispiele prдsentiert: Ovid lдЯt in Heroides 16 und 17 bzw. Heroides 5 Paris und Helena bzw. Die von Paris verlassene Nymphe Oenone den Mythos von Urteil des Paris und dessen Liebe zu Helena jeweils anders erzдhlen. Es handelt sich dabei nicht bloЯ um literarisches Spiel, sondern Ovid reflektiert auf einer Metaebene allgemein ьber das Problem der Manipulierbarkeit des Mythos, im speziellen des Mythos ьber Troja und Aeneas durch Vergil, zum Zweck panegyrischer Aussagen. Am Ende des 11. Jh. Dichtet Baudri von Bourgueil ebenfalls ein Versepistelpaar, in dem er zeigt, wie Paris und Helena ihren eigenen Mythos bzw. Dessen allegorische Aussage miЯverstehen und derart ins Unglьck stьrzen. Dasselbe Problem der richtigen, d. H. Nicht manipulierenden Deutung von Mythos (und der Dichtung, die von solchen Mythen handelt) , liegt auch dem poetischen Brief Baudris an die Nonne Constantia und deren vom Dichter fingierten Antwort zugrunde – ein Problem, das Baudri persцnlich betraf, da er wegen seiner Dichtungen in ovidischem Stil Kritik ausgesetzt war. ; Collection Latomus Volume 334; 105 pages