Altersgem�sehr guter Zustand - Handschriftliche gehaltvolle Verfasserwidmung an Dieter Schnebel auf Vorsatz - musik, sofern sie nicht nur durch einen text, sondern durch die art und weise, wie sie gemacht ist, als politische verstanden werden will, sieht sich vor dem problem, da�stilmerkmale gebunden sind an ganz bestimmte gesellschaftliche gruppen und deren musikalische erfahrungen. nur wer mit der von vereinnahmung durch den kommerz bedrohten rock-musik vertraut ist, versteht die protest-funktion des punk; nur vor dem hintergrund eines in die unverbindlichkeit abgerutschten cool-jazz realisiert sich der enge zusammenhang zwischen free-jazz und black-power; nur wer die b�rgerliche avantgarde kennt ( das ist die ecke, aus der ich komme ) wird in ihr die vertreter einer politischen �hetik heraush�ren. -- mit fremder ( musikalischer ) sozialisation l� sich schwer erkennen, ob musik (f�r ein emotional-rational nachvollziehendes denken) gesellschaftliche erfahrung reflektiert und ausspricht oder ob sie als ideologischer zement und identit�verst�er die flucht in die (mitunter auch militanten) idyllen antritt, in eine �ffentlich veranstaltete innerlichkeit, die, als unsch�nes analogon zur produktionsweise, privatheit und gesellschaftlichkeit miteinander vertauscht. -- mit einem kraftakt einzelner, mit dem hoffnungslosen versuch, einen allgemeinverst�lichen stil zu synthetisieren, ist das verstehensproblem nicht zu l�sen; mein erster gedanke war darum, es zu umgehen und zugleich im st�ck selber zu thematisieren durch eine ausschlie�iche verwendung von kl�en und ger�chen, die der alltagserfahrung angeh�ren, die von automatisierten verrichtungen zeugen, die signale von regelhaftigkeit und ordnung sind und allgemein bekannte bedeutungen haben, die reaktionen hervorrufen, die in die n� des bedingten reflexes geh�ren, die uns vor ohren f�hren, da�herrschaft danach strebt, lebendige kommunikation, die reproduzierend zugleich ver�ert, neu definiert, wider-spricht, auf die einbahnstra�nform des befehls reduzieren, der nicht zu verstehen ist, sondern auszuf�hren. -- konkrete kl�e, �ffentliche ger�che, musikalische zitate wollte ich so zueinander und zu theatralischen, pantomimischen und h�rspiel-elementen in beziehung setzen, da�dargestelltes und darstellungsweise die aufmerksamkeit auf die wahrnehmung richten, die durch die zusammenh�e gesteuert ist, denen die herbeizitierten signale entnommen sind. ein hauptvergn�gen bei der arbeit war mir, da�f�r die b�hne nach musikalischen kriterien komponierte arbeitsabl�e den umkehrschlu�nahelegen, da�in musikalischen sinnzusammenh�en die von der produktionsweise gepr�en ordnungsvorstellungen sich wiederfinden, weshalb sogar eine reine instrumentalmusik m�glich sein mu� die auf ihre gesellschaftlichen bedingungen verweist. - mit gutem grund kommt in der musik, die uns allt�ich �berschwemmt, unsere alltagserfahrung nicht vor; dadurch �bt sie ein, �berm allt�ichen kram und den entlastungen von ihm die nachrichten von globalen katastrophen zu h�ren, ohne sie wahrzunehmen. -- musik, die sich auf die verh�nisse einlassen m�chte, unter denen sie entsteht, ein "unreines" k�nstlerisches konzept, ist wohl nicht zu realisieren durch "exklusive konzentration des k�nstlerischen talents", sondern nur, wo sich ( wie beim hanns-eisler-chor ) musikalische und politische ambition zusammenfinden zu einem sch�nen vorgriff auf verh�nisse, in denen "menschen unter anderem auch" musik machen.