Antonio Canova : Beginn d. modernen Skulptur. Text von Fred Licht. Aufnahmen von David Finn. Aus d. Amerikan. von Johannes Erichsen.

Ein gutes und sauberes Exemplar. - Der Venezianer Antonio Canova (1757-1822) war auf dem Gebiet der Skulptur der vollkommenste Interpret der neuen, von Winckelmann formulierten klassizistischen �thetik. Zu seinen Auftraggebern z�ten die p�tliche Kurie, Napoleon und seine Trabanten ebenso wie dessen Widersacher, das habsburgische Kaiserhaus und die Bour-bonen in Neapel. Canovas Leistung ist es gewesen, die Bildhauerkunst den neuen Erfordernissen angepa� zu haben, die sich aus Revolution und S�larisation ergaben. Diese umw�enden Ereignisse, die einen der gr��en Br�che der abendl�ischen Kulturgeschichte mit sich brachten, entzogen der Skulptur ihre geistigen Grundlagen und erforderten einen neuen Bezugsrahmen. Mit Diesseitigkeit und Rationalit�des neuen Zeitalters war die herk�mmliche Vorstellung, �berzeitliche Werte in Stein zu verewigen, nicht mehr vereinbar. Die neue Gesellschaft bedurfte keiner Heroisierung mehr und somit keiner Denkm�r. Die Kunst begann, autonom zu werden: ihrer kultischen Funktion beraubt, wurde sie selbst Kultgegenstand. Mit seinen Inventionen schuf Canova einen neuen Kanon von Formen und Inhalten. Anmutiger im Stil, sinnlicher im Ausdruck als die strengen j�ngeren Klassizisten, gelang ihm die Neuinterpretation traditioneller Aufgaben. Dies ist an den monumentalen r�mischen Grabm�rn f�r die P�te Clemens XIII. und Clemens XIV., mit denen er seinen Ruhm begr�ndete, vor allem aber an seinem vielleicht bedeutendsten Werk, dem Grabmal f�r die Erzherzogin Maria Christina in Wien zu beobachten. Meisterwerke wie die vielbewunderte Paolina Borghese in Rom oder die bezaubernde Gruppe von Amor und Psyche im Louvre haben ihre Wirkung auf das Publikum selbst dann nicht verfehlt, als der klassizistische Stil in Mi�redit geriet. Die neuen kulturellen Bedingungen, die zur Isolierung der Skulptur, ihrer Losl�sung aus dem geistigen und architektonischen Kontext gef�hrt hatten, bewegten Ca-nova zur Einf�hrung eines zukunftweisenden Systems von Herstellung und Verkauf. Ausgehend von originalen, in Gips ausgeformten Modellen, die seine k�nstlerische Erfindung am vollkommensten verk�rpern, konnte er bei Bestellung die weitaus aufwendigeren Marmorskulpturen anfertigen - ein Verfahren, in dem die Freiheit des modernen K�nstlers ebenso evident wird wie seine Vereinsamung. Diese Erkenntnis vermittelt vor allem Possagno, Canovas Geburtsort am Rande der Berge Venetiens, wo der reiche Nachla�aus seinem r�mischen Atelier versammelt ist. An dieser eindrucksvollen St�e wird deutlich, da�alle moderne Skulptur nur noch im Kontext des Oeuvres ihres Sch�pfers zu verstehen ist. Possagno wird damit zu einem Schl�sselerlebnis nicht nur f�r das Verst�nis Canovas, sondern der modernen Skulptur �berhaupt. ISBN 3777434809